Entschweigen heisst den Schleier von einer vorhandenen Sache, einem Wissen wegziehen, das nicht nur im Schatten der allgemeinen Wahrnehmung liegt, sondern das durch aktives Wegschauen, Verdrängen, Ver- oder Beschweigen eine Absicht oder ein Musters verrät. "Vergessen" und "Übersehen" geschehen zufällig oder weil die Aufmerksamkeit auf einen anderen Punkt gerichtet ist. Die Verben "Be-" und "Verschweigen" unterstellen dagegen eine Tendenz, eine zielgerichtete Dynamik, ein bewusstes oder unbewusstes Motiv. Wer erfolgreich entschweigen will, muss dieses Muster erkennen, Fakten, Hinweise, Bezüge zusammentragen, überprüfbar machen, um auf der Grundlage dieser Erkenntnisse den Sinn des Schweigens zu erfassen und so die Möglichkeiten des Sprechens, des Entschweigens auszuloten.
Schweigen kann sinnvoll sein, ein Zustand der Erholung, des Schutzes, der Ruhe. Dass schwere Kränkungen, Beschämendes, Verletzungen, Traumata hinter einer Mauer des Schweigens verborgen bleiben, weil der Schmerz zu gross ist, verwundert nicht. Allerdings geraten zuweilen auch positive Erlebnisse, geglückte Experimente und humanistische Persönlichkeiten in Vergessenheit. Womöglich, weil ihr Beispiel einen Nerv traf, sich eine andere gesellschaftliche Gruppe gekränkt fühlte, was ein negatives Bild, ein Stigma, Ächtung und Tabuisierung nach sich zog, beispielsweise durch vorschnelle Bewertungen wie "extrem", "utopisch", "lächerlich" oder andere Zuschreibungen, die Distanz erzeugen und Identifikation verhindern.
Entschweigen öffnet in diesem Fall auf der Grundlage des rationalen, humanistischen Denkens Reflexions- und Möglichkeitsräume. Es weckt einerseits den Sinn für tabuisierte Erfahrungen oder blinde Flecken, die unsere Entwicklung als Individuen wie auch als Gemeinschaft und Gesellschaft hemmen. Andererseits will es die Muster der Tabuisierung, des Verschweigens erfassen. Wessen Interessen dient das Schweigen? Ist es womöglich sinnvoll, dem eine andere, eine realistischere, optimistischere, angstfreie Haltung entgegenzusetzen? Die Fragestellung möchte gleichermassen universelle Strukturen wie auch lokale Schwerpunkte beleuchten, beispielsweise zu Zürich.
Anregungen, Fragen, Kommentare sind jederzeit willkommen, gerne als Mail via: kontakt@entschweigen.ch.
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